Heute ließ die Politik verlauten, dass die Quote für Frauen in Aufsichtsräten von börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in Deutschland 2016 endgültig komme. Kaum etwas ist in den letzten Jahren so heftig und emotional diskutiert worden. Tiefe Gräben bei dem Für und Wider haben sich aufgetan. In den seltensten Fällen wurde ein konstruktiver Gedankenaustausch geführt. Da wir uns zu Weihnachten alle etwas wünschen dürfen, wünsche ich mir diese Jahr, dass die Energie, die viele Meinungsbildner und Führungskräfte zur Verhinderung der Frauenquote die letzten Jahre eingesetzt haben, nun dazu nutzen, die vielen hochqualifizierten Frauen, die aktiv gestalten wollen, gleichermaßen zu unterstützen und zu fördern. Die Quote ist nur ein Türöffner. Und sie reicht nicht aus, wenn wir nicht ernsthaft gewillt sind, unsere Unternehmens- und unsere Führungskulturen aufrichtig zu hinterfragen und ggf. zu verändern. Diese Kulturen werden entscheidend von der Führungsspitze geprägt. Wer tatsächlich die besten Leistungsträger und Führungskräfte identifizieren, halten und deren Leistungs- und Führungspotenzial optimal entfalten und nutzen will, ist gut beraten, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ebendies ermöglichen. Für Männer und Frauen gleichermaßen.
Warum? Der Fokus in den Machtzentren unserer Wirtschaft ist stark eingeschränkt, weil Homogenität zwangsläufig beschränkt. Vorstände sind hierzulande männlich, 50, weiß (Zitat mm). Frauen, Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund und verschiedenen Alters haben einen anderen Blick auf die Dinge. Jeder von uns erfasst nur einen kleinen Ausschnitt der Realität und sieht allein nicht das ganze Bild. Unsere Probleme und Herausforderungen, die wir aktiv lösen müssen, sind aber inzwischen so komplex und kompliziert, dass wir unseren Fokus erweitern müssen, um sinnvolle Lösungen finden zu können. Hier können Frauen einen entscheidenden Beitrag leisten.
Wir stellen bspw. häufig ganz andere Fragen als Männer. Das ist notwendiger denn je, um auf die richtigen Antworten zu kommen. Und wir sind viel uneitler darin, die eigene Idee zugunsten einer anderen aufzugeben, wenn sie uns sinnvoller erscheint. Mal ganz abgesehen davon, dass wir es uns als Wissensgesellschaft schlichtweg nicht länger leisten können, auf 50% unseres Brainpools zu verzichten. Dies ist keine Elitenfrage, sondern geht uns alle an. Natürlich kann niemand garantieren, dass es besser wird, wenn mehr Frauen gemeinsam mit Männern in Top-Positionen gestalten. Aber es muss anderes werden, damit es besser werden kann für uns alle. Das ist einfach gesunder Menschenverstand.
Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir Frauen in größerem Maße als bisher ernsthaft an der wirtschaftlichen Macht beteiligen, werden wir uns in Kürze wundern, warum wir dies nicht viel eher getan haben.